Hamburger Todesbescheinigungen - Ein Projekt der GGHH
Weitere Informationen
Wir freuen uns über jede Unterstützung, insbesondere über die Einbringung weiterer Todesbescheinigungen. Für weitere
Fragen sind die Projekt-Initiatorinnen Corinna Wöhrl und Larah Wessendorf erreichbar über E-Mail
Was sind das für Todesbescheinigungen?
Durch den Paragraphen 15 "Anordnung einer zweckmäßigen Todes-Bezeugung" der "Medizinal-Ordnung für die freye
Hansestadt Hamburg und deren Gebiet durch Rath- und Bürgerbeschluß vom 19. Februar 1818" wurde die Einführung von
Todes-Bezeugungs-Attesten wie folgt begründet:
"... um der, bey einer solchen zusammengedrängten Volksmenge, sehr großen Gefahr von ansteckenden Krankheiten um
so sicherer vorzubeugen, so wie auch es durch aus unmöglich zu machen, daß irgend jemand ohne mögliche Gewissheit
seines Todes begraben werde, nicht minder um eine gute Kontrolle der Pfuscher zu haben, und um die Sterbelisten dahin
zu vervollkommnen, daß sie über die unsrer Stadt am mehrsten, als tödlich vorkommenden, Krankheiten nützlich Auskunft
geben; soll [...] eine allgemeine Todes-Bezeugung eingeführt werden, und zwar soll:
[...] vor Ertheilung des Erdzettels für eine Leiche, ein, [...] bey Eines Hochedlen Raths Buchdrucker
unentgeldlich abzufordernden Formulare, ausgefüllten Attestat eines Arztes, über den wirklichen und natürlich Tod des
zu Beerdigenden, mit beigefügter Angabe des Namens, der Wohnung, des Alters, des Todestages und der Krankheit, woran
er gestorben, und ihre Dauer, beygebracht werden.
Bedeutung der Quelle
Für Historiker und Familienforscher waren die Todesbescheinigungen eine wertvolle Quelle. Medizinhistorisch war der Bestand vor allem für Fragen zu Kinderkrankheiten, Häufung von Krankheiten in bestimmten Hamburger Stadtteilen oder Straßen, Erbkrankheiten sowie Epidemien wie Cholera oder Spanische Grippe relevant. Für Forschungen zu Euthanasieopfern der NS-Zeit ist die Unterschrift des Arztes auf der Bescheinigung zum Teil die einzige Spur zum Täter. Schließlich gibt es in den Sterbebüchern der Standesämter mitunter Einträge, die auf die schriftliche Anzeige der Polizeibehörde erfolgten, ein Hinweis, dass es sich nicht unbedingt um einen natürlichen Todesfall handelte. Mit Hilfe der Todesbescheinigung war es möglich, zu klären, ob es sich um einen Unglücksfall, Selbstmord oder ein Verbrechen, vielleicht sogar um eine Hinrichtung oder anderen besonderen Todesumstand handelte.
Kassation des Bestandes
Im Staatsarchiv Hamburg waren die Todes-Bezeugungs-Atteste bzw. Todesbescheinigungen für die Jahrgänge 1837 bis 1841 für Teile des Landgebietes, ab 1842 auch für das Stadtgebiet gelagert. Insgesamt belief sich der Bestand auf 95,6 laufende Meter. Bereits 1990 hatte das Staatsarchiv eine Kassation der Jahrgänge 1837 bis 1875 vorgenommen. Im Juli 2018 wurde dann öffentlich, dass auch die Jahrgänge 1876 bis 1953, ca. 45 laufende Meter bzw. ca. 1.004.050 Einzelblätter, nachkassiert worden waren. Begründet wurde die Vernichtung der Todesbescheinigungen mit angeblicher Doppelüberlieferung von Informationen in den Sterbebüchern der Standesämter und anderen Akten, sowie dem schlechten Erhaltungszustand der Todesbescheinigungen. Beides war unzutreffend!
Projekt Todesbescheinigungen der GGHH
Der Verlust dieses unersetzlichen Quellenbestandes ist ein herber Schlag für die wissenschaftliche und genealogische Forschung. Im April 2021 wurde das Datenbankprojekt "Hamburger Todesbescheinigungen" gegründet mit dem Ziel, die noch in anderen Akten überlieferten Todesbescheinigungen im Staatsarchiv (z.B. Bestand Medizinal-Kollegium, Testamente, etc.) und anderen Einrichtungen sowie solche Kopien, die sich in Veröffentlichungen, Privatarchiven oder bei Privatpersonen befinden, zentral zu sammeln, online in einer Datenbank zu erfassen und somit der Öffentlichkeit wieder zur Forschung zur Verfügung zu stellen. Dazu werden die Daten zunächst in einer Excel-Tabelle erfasst und sollen dann später, zusammen mit einem Scan der Todesbescheinigung, über die Internetseite der Genealogischen Gesellschaft Hamburg e.V. zugänglich gemacht werden. Eine Liste mit den bisher erfassten Personen steht zum Download bereit, sie enthält überwiegend Sterbefälle aus dem Jahr der Choleraepedemie 1892.